Das Hotel Hochfirst in Obergurgl: Was ist eigentlich Luxus?

Letztens ist wieder mal eine Diskussion von Zaum gebrochen. Mit einem Freund, der es eigentlich immer darauf anlegt zu diskutieren. Ergebnisoffen. Man könnte es auch aus der Erfahrung heraus als ergebnislos bezeichnen. Das Thema dabei war einfach: Luxus und was das überhaupt sei und so weiter. Ob es Luxus sei, wenn man jetzt mal eben beschließen könnte mit dem Privatjet nach New York zu fliegen, zum Shoppen oder zu einem Konzert und ob das dann nicht auch zur Gewöhnung führen würde, wenn man das alles tun könne. Denn Luxus ist nicht das, was man jeden Tagen haben kann, sondern Luxus ist etwas, auf das man sich freut, weil es eben nicht alltäglich sei. Oder so ähnlich. Und auch das Hotel „Hochfirst“ in Obergurgl kam zur Sprache.

Dabei ist eigentlich alles so furchtbar einfach. Und im Detail doch so kompliziert. Wir waren jedenfalls drauf und dran eine neue These aufzustellen. Nicht das war Luxus, was man täglich erlebte, sondern das, was eben nicht täglich erlebt werden konnte. Und damit waren wir auch fast schon dabei die übliche Vermutung zu widerlegen, dass nur Leute Luxus hatten, die sich Luxus leisten konnten. Nur diejenigen sich Luxus gönnten, weil sie es eben so gewohnt waren und nicht anders.

Oder haben sie schon mal jemanden der über das gewisse Grundkapital verfügt und auch zu Hause nicht bescheiden wohnt dabei erwischt, in das nächstbeste heruntergekommene Hotel abzusteigen und dabei auf jeglichen Komfort und auf jeglichen (gewohnten) Luxus zu verzichten? Na eben. Jetzt vielleicht mal von der Möglichkeit abgesehen, dass es unter Leuten, die es sich leisten konnten, auch so manchen Camper geben mochte, der das campen vielleicht deshalb schätzte, weil er damit dem vielleicht langweilig gewordenen Luxus-Alltag für ein paar Tage oder Wochen entfliehen konnte.

Das Hotel Hochfirst in Obergurgl: Ist das Luxus?

Unsere entworfene These war also einfach: Luxus war das, was man eigentlich nicht haben konnte. Oder zumindest nur zeitweise oder unter gewissen Entbehrungen. Luxus trat schon ein, wenn man nur daran dachte, dass es besser werden könnte, sich die eigene finanzielle Lage in absehbarer Zeit bessern könnte. Wenn diese Situation dann allerdings erreicht ist, dann wird man dieser Situation schnell überdrüssig und umgibt sich zwar mit Luxus, kann diesen aber eigentlich gar nicht mehr als solchen wahrnehmen. und darum nicht mehr richtig genießen. Eben deshalb, weil er alltäglich geworden ist.

Luxus ist der Moment in dem man einen Unterschied wahrnimmt. Einen Unterscheid, der einen Unterschied macht. So würde es wohl der gute alte Niklas Luhmann ausdrücken, den wir beide mochten, der hier aber eigentlich nichts zur Sache tat. Luxus war der Augenblick oder der Zeitraum des Nicht-Alltäglichen. Wenn ich jeden Tag potentiell nach New York fliegen könnte dann ist das kein Luxus. Luxus ist es, wenn ich überraschend das Angebot erhalte das zu tun. Wenn es aus dem Alltag des Üblichen heraus sticht.

Als Beispiel haben wir dabei das Hotel Hochfirst auserkoren, das wir beide kennen und schätzen. Dass dort die Zimmer und Suiten aufwendig renoviert wurden, ist ja bereits an anderer Stelle erwähnt worden. Der Punkt war aber ein anderer: Gerade im Vergleich mit der eigenen Wohnsituation und den Hotels, die man sich sonst so, mehr oder weniger, im Alltag leisten kann, macht das „Hochfirst“ in Obergurgl einen Unterschied. Oder anders gesagt: In einer solchen Suite spürte ich deutlich, was Luxus war. Würde ich täglich in einem solchen Umfeld leben, so schön das auch in der Theorie sein mochte, würde ich es nicht mehr bewusst wahrnehmen.

Ähnlich wie man die Luft, die man täglich atmet ja nicht mehr wahrnimmt. Und ebenso wenig wie man ans Atmen denken muss. Immerwährender Luxus, der zum Alltag wird, ist kein Luxus mehr, da er mit Prozessen der Selbstverständlich-Werdung und der Automatisierung einhergeht. Wirklicher Luxus ist ein Vorgang, und ein Zustand der mich wieder bewusster leben und wahrnehmen lässt. Der mir die Schönheit und die Besonderheiten der Augenblicke wieder klar werden lässt. Luxus reißt aus dem Alltag heraus und ist ein „Sonderzustand“, der sich abhebt.

Unser Gespräch fiel auch auf Aspekte des Mobil-Seins, auf die Automobile an sich. Ist es Luxus, wenn ich im Alltag mit einem Porsche oder einem Ferrari herumfahre? Wenn das alles für mich ganz alltäglich ist? Laut unseren Überlegungen natürlich nicht. Unter diesen Aspekt ist jedenfalls auch interessant, dass im „Hochfirst“ die Möglichkeit geboten wird, einen solchen Porsche Probe zu fahren. Nicht aus dem Aspekt heraus, zumindest für uns nicht, um zu sehen wie es sein könnte einen solchen Porsche zuhause herumstehen zu haben und diesen täglich fahren zu können, sondern aus dem Aspekt heraus etwas zu tun, was man normalerweise, alltäglich, eben nicht tut. Auch hier zeigte sich für uns, laut unseren Überlegungen, Luxus.

So, liebe Leserinnen und Leser. Was meint ihr? Was ist Luxus und wie äußert sich dieser für euch?

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Von in Hochfirst