80 Jahre Hotel Hochfirst – Geschichte und Gegenwart

Ein Hotel, das sich in der absoluten Luxusklasse behaupten möchte, muss vor allem eines können: Eine Inszenierung und eine überzeugende und kohärente Gesamt-Atmosphäre anbieten. Im Heute genügt es nicht mehr, auf die Tirol altbewährte Verknüpfung von Tradition und Moderne zu setzen. Es gibt keine einfache Formel, um als Hotel richtige und entscheidende Akzente zu setzen. Eines ist aber enorm wichtig: das eigene Konzept muss sich festmachen und die eigenen Unterscheidungsmerkmale müssen für den Gast sichtbar sein. Die Betonung der ganz eigenen und individuellen Geschichte des Hauses kann dabei ein gelungener Kunstgriff sein. Das „Hotel Hochfirst“ hat diesen Schritt gesetzt und beruft sich auf 80 Jahre Hochfirst, die es wirklich in sich hatten.

Jedes Hotel und jedes Unternehmen hat eine Geschichte. Und Geschichten zu erzählen. Was aber, wenn sich die Geschichten gar nicht von anderen Erzählungen von anderen Unternehmen und Hotels unterscheiden? Was, wenn immer nur die gleichen Geschichten erzählt werden, die dann wiederum zu den immer gleichen Konzepten und Angeboten führen? Ich bin der festen Überzeugung, dass es vor allem deshalb so viele gleiche Angebote und so viel Gleichförmigkeit in der Hotellerie grundsätzlich gibt, weil nicht genau nach der eigenen Geschichte gefragt wurde. Und die Frage nach der Andersartigkeit dieser Geschichte wiederum so gut wie gar nicht gestellt wird. Das Hochfirst, das es jetzt schon seit 80 Jahren gibt, hat sich diese Frage aber offensichtlich genau gestellt. Und auch überzeugende Antworten nach der Andersartigkeit der eigenen Geschichte gefunden.

Behutsame Veränderungen, die den Grundstein für das Heute legen 

Zuerst einmal kann man sich diesem komplexen Feld über eine Konstante annähern, die in der Tiroler Hotellandschaft längst nicht selbstverständlich ist: Eine Veränderung hin zum Besseren. Höher, schneller weiter mag zwar ein Dogma sein, das in anderen Bereichen funktioniert. Bei einem Hotel ist das aber nicht anzuraten. Eine solche Haltung führt automatisch zum Gesichtsverlust und zur Nivellierung beim eigenen Angebot und bei der ganz eigenen Atmosphäre und Inszenierung, die das Hotel zu einem Ort macht, der nicht mit anderen Hotels oder Orten verwechselt werden kann.

Kurzum: Es geht um eine behutsame, sinnhafte Veränderung und Erweiterung des Angebotes. Mehr noch: Es geht um eine sinnhafte, origineller Auslegung der eigenen Geschichte. Wer das nicht tut, der wird geschichtslos und austauschbar. Ein Hotel oder auch ein Unternehmen von vielen, die zwar vielleicht einen gewissen Markt bedienen mag, letztlich aber nicht nachhaltig und dauerhaft Bestand haben wird. Die Interpretation und die kohärente Auslegung der eigenen Geschichte ist ein Garant für eine Gegenwart, die sich von anderen Konzepten und anderen Angeboten unterscheidet.

Beim „Hotel Hochfirst“ begann alles mit einem kleinen Skandal. Oder zumindest mit etwas, das für Gesprächsstoff sorgte: Der Achitektur. Der Bau des Hotels wurde damals in die Hände von Franz Baumann gegeben, der sich damals in den 1920 Jahren schon einen Namen gemacht hatte als jemand, der auch mal etwas riskiert, sich zumindest aber Gedanken macht, wie Bauen und Bauten in der Region aussehen könnten. Über Jahrzehnte sorgte dieser Bau für Diskussionen.

Und was für Diskussionen sorgt, das ist schon mal viel, eines aber nicht: Langweilig, austauschbar und im Rahmen des Vorhersehbaren. Im „Hotel Hochfirst“ gaben sich damals außerdem die Stars die Klinke in die Hand. Udo Jürgens, die Jacob Sisters, Billy Mo und noch ein paar Stars und Sternchen mehr. Damals war ein regelrechter Kampf mit einem anderen Hotel der Region entbrannt, wer wohl die beste Live-Musik anzubieten hatte.

Seit der Erbauung des Hotel Hochfirst durch Valentin Gstrein ist einiges passiert. 1956 wird das Hotel um 50 Betten erweitert, 1965 noch einmal auf 160 Betten aufgestockt. Außerdem wird in diesem Jahr die legendäre Rendevouz Bar eröffnet. 1969 folgten der Abriss des Turms und der Neubau des Seminarraumes. 1993 folgte ein Generationswechsel, der auch mit einer Generalsanierung einherging.

1998 wurde das Restaurant neu gestaltet, 2004 ging man den Umbau des Wellness-Bereiches an. 2011 – 2014 stand eines der größten Projekte in der Geschichte des „Hochfirst“ an: Die Generalsanierung der Zimmer und Suiten. Diese kontante Arbeit und diese klugen und nachhaltigen Erweiterungen und Sanierungen haben schlussendlich dazu geführt, dass die Kommission des Fachverbandes Hotellerie das „Hotel Hochfirst“ in die 5-Sterne-Kategorie einstufte.

Wellness und Ruhe statt Whisky: Das Hotel Hochfirst im Heute 

Bei geschichtlichen Zahlen und Fakten lässt sich vor allem eines Fragen: Was sagen einem diese, wie legt man sie aus und was bedeuten diese im Hier und Jetzt? Aus der Geschichte lässt sich ablesen, dass dieses Hotel immer schon ein Ort war, der Leute anzog, die sich nicht mehr der „Normalität“ und mit dem Gewöhnlichen zufrieden gaben. Hätten sich sonst diverse Stars dort immer mal wieder ein Still-Dich-Ein gegeben? Geblieben ist davon die Extravaganz und die Erkenntnis, dass Leute, die in das „Hotel Hochfirst“ kommen, das Außergewöhnliche schätzen, das nichts mit plumpem Luxus zu tun hat.

Wahrer Luxus zeigt sich in konstanter Qualität auf allen Ebenen: Zimmer, Wellness, Kulinarik. Eine interessante Interpretation der eigenen Geschichte zeigt sich auch darin, dass man sich im „Hotel Hochfirst“ dazu entschieden hat, dem Trubel der alten Zeiten abzuschwören. Wo einst laute Live-Musik, Whisky und ein hitziger Kampf um die besten Angebote mit einem anderen Hotel des Dorfes entflammt war, ist heute die Ruhe eingekehrt. Wellness statt Whisky. Ruhe statt rauchenden Zigarren in der „Rendevouz-Bar“. Die Zeiten ändern sich. Und damit auch die Prioritäten des Hotels.

Eine deutliche Konstante ist aber sichtbar: Für das Wohlbefinden der Gäste wurde stets alles getan, zugleich wurde aber auch Einzigartigkeit und der Charakter des „Hotel Hochfirst“ bewahrt. Und die exponierte Lage des Hotels in Obergurgl ist sowieso eine Klasse für sich.

Was zeichnet das „Hotel Hochfirst“ also aus? Ich würde es so sagen: Mut zur Veränderung im Laufe der Zeit. Die Fähigkeit die „Zeichen der Zeit“ zu erkennen mit einem gleichzeitig guten Händchen dafür, was dem Haus gut tut und was es ausmacht. Die Identität des Hauses wurde stets gewahrt, sie wurde nur um einige Facetten erweitert. Wichtig für mich auch: Ich will die Geschichte des Hauses spüren, wahrnehmen.

Ich will aber nicht sehen, wie das Haus gerade im Wandel ist. Ich möchte keinen Work-In-Progress, sondern für die Zeit meines Aufenthaltes möchte ich, dass alles perfekt ist und perfekt zusammen passt. Die Geschichte als Entwicklung muss in diesem Moment unsichtbar sein. Sie muss sich in der Gegenwart und in der Atmosphäre manifestieren. Denn ist für mich ein Aufenthalt in einem Hotel perfekt. Das „Hotel Hochfirst“ kann das wie kaum ein anderes Haus.

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Von in Hochfirst