Coaching und Coaching im Kinderfußball – lasst die Kinder wieder Kinder sein!

Coaching und Coaching im Kinderfußball – lasst die Kinder wieder Kinder sein!
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In meiner bisherigen Laufbahn als Trainer habe ich schon zahlreiche Fortbildungen besucht, unzählige Spiele von Nachwuchsmannschaften gesehen und natürlich auch gecoacht. Eines fiel mir dabei immer auf: Das sogenannte Coaching der Trainer. Ich schreibe bewusst „sogennantes Coaching“, denn was man da alles hört und sieht, gehört definitiv auf keinen Fußballplatz.

Während meiner Ausbildung zum Fußballtrainer und auch in den anschließenden Fortbildungen erfährt man äußerst viel über Coaching, Pädagogik und Psychologie. Dabei gehen die Referenten beim Thema Coaching sehr ins Detail und ich muss sagen, durch das gelernte habe ich mich als Coach sehr verändert. Als junger und unerfahrener Trainer geht man mit dem Coaching äußerst blauäugig um und man denkt, dass man alles richtig macht. Doch dann besucht man seinen ersten Trainerkurs und wird eines Besseren belehrt. Es war äußerst ernüchternd als ich erfuhr, was man alles nicht machen sollte und wie gecoacht wird. Bei vielen der negativen Beispiele die Vorgetragen wurde, erkannte ich mich wieder und dachte mir: „Ich muss mich unbedingt verändern um den Kids zu helfen!“.

Natürlich ist eine Veränderung, vor allem dann, wenn man selbst Spieler war und in den Genuss des „sogenannten Coachings“ kam, extrem schwierig und zeitraubend. Man muss sich während des Spiels und Trainings sehr darauf konzentrieren um nicht wieder in alte Muster zu Fallen. Vor allem beim Coaching während des Spiels oder Spielformen ist es schwer seine Emotionen im Griff zu behalten und nicht alle Lösungen vorzugeben. Das was ich aus allen Kursen und einigen Büchern mitnehmen konnte war: „Ein guter Coach hält sich zurück und lässt die Kinder experimentieren.“. Vor allem der Kontakt mit Horst Wein hat mein Coaching geprägt. Er ist der Meinung, dass der Coach die Kinder vor lösbare Probleme stellen sollte und durch gezielte Fragestellung den Kindern eine Hilfe beim Lösungsvorgang ist. Auch während des Spiels hält sich ein guter Coach zurück und lässt die Kinder spielen.

Ein trauriges Beispiel vom Wochenende

„Junge, jetzt geh mal zum Ball! Könnt ihr nicht mal laufen?! Was ist los mit euch?! Los, spiel den Ball in die Tiefe! Das gibt es ja nicht, schon wieder ein Fehlpass!“ – das sind nur einige Anweisungen, die der Mann an der Seitenlinie quer über den Platz brüllte. Hinzu kam noch, dass ein weiterer Mann hinter dem Tor dem Tormann Anweisungen gab und ein weiterer stand dem Cheftrainer gegenüber und gab ebenfalls lautstark Hinweise. Ich fragte mich immer wieder, ob die Spieler das Gesagte überhaupt gehört und in weiterer Folge verstanden haben. Mit weiterem Verlauf des Spieles merkte ich aber, dass die Spieler nichts von dem gesagten umgesetzt haben… Sie verloren klar und deutlich mit 10:0.

Jetzt stellt sich für viele die Frage: „Lag es am Coaching? War der Gegner so viel besser? Sind die Kinder einfach nicht gut genug?“. Ich behaupte mal, dass das Coaching maßgeblich an der Niederlage beteiligt war. Warum ich das so sage? Ganz einfach, stellt euch mal vor in eurem Job steht der Chef neben euch und gibt ständig Anweisungen wie man etwas machen muss und welche Fehler man macht. Wie wäre euch zumute? Würdet ihr motiviert weiter arbeiten oder eher Überlegungen anstellen und Ausschau nach einem anderen Job machen?

Kinder sind nunmal keine Erwachsene und Spielen auch im Fußball nicht wie die großen Stars vom FC Barcelona, FC Bayern München oder Real Madrid. Uns Trainern muss klar werden, dass selbst ein Lionel Messi oder Christiano Ronaldo nicht mit dem Ballon d`Or vom Himmel gefallen ist. Lasst die Kinder Kinder sein und lasst sie Fehler machen! Fehler dürfen, ja sie müssen sogar passieren, damit der junge Spieler sich weiterentwickeln kann. Die Trainer sind dazu da, die Kinder vor lösbare Probleme zu stellen und bei Fragen unterstützend eingreifen. Den Kindern wird ohnehin oft genug vorgeschrieben was sie wie, wo und wann machen dürfen. Man nimmt somit den Kindern bereits in frühen Jahren jegliche Kreativität, die wir dann aber als Trainer im Wettkampf wieder einfordern.

Leider ist diese Art von Coaching kein Einzelfall im Fußball sondern alltäglich. Ich glaube sogar, dass 8 von 10 Trainer ihre Spieler mehr instruieren als diese mit Übungen und Spielen zu inspirieren.

Wie gezieltes und möglichst kreativitätsförderndes Coaching aussehen könnte, werde ich in einem anderen Beitrag näher beschreiben.

Von in FUNiño - The beautiful game

  • mario

    Absolut richtig! Respekt für den Beitrag.

  • Dietmar Bausewein

    Alles wahr habe Jugend trainieren aufgehört da die Eltern immer nur gewinnen um jeden Preis wollten

  • Frank Nehling

    Bei allem Respekt, aber für mich das Geschreibsel ein wenig zwischen Walldorfschule und Hundewelpen-Horror-Postings auf Facebook und anderen Social-Media-Plattformen anzusiedeln.

    Sicherlich magst Du Recht haben, dass es durchaus eine Vielzahl destruktiv coachender Trainer gibt, aber ich glaube, dass niemand auch nur ansatzweise dazu in der Lage ist, durch destruktives, schlechtes Coaching während eines Spiels „maßgeblich“ zu einer Niederlage beizutragen, die mit 0:10 doch extrem heftig ausfiel.

    Ohne das Spiel gesehen zu haben, behaupte ich hier mal ganz frech, dass der Leistungsunterschied zwischen beiden Teams so groß war, dass es für den bloßen Spielausgang völlig belanglos war, ob ein überragendes oder desaströses Coaching stattgefunden hat.

    Überhaupt kann ich mich mit der vorgetragenen Definition des Coachings so nicht anfreunden. Wenn behauptet, dass „ein guter Coach“ sich während des Spiels zurückhält und die Kinder „spielen läßt“, dann möchte ich an dieser Stelle deutlich widersprechen, denn ein guter Coach leistet während des Spiels eine konstruktive und wichtige Hilfestellung für seine Mannschaft, die dazu beiträgt, bzw. beitragen soll, dass das Mannschaftsgefüge besser funktioniert. Kurzum: Er hilft seinen Spielern, besser zu werden und sich zu entwickeln, anstatt lediglich dabei zuzusehen, wie die Kids sich von alleine entwickeln.

    Dass dabei nicht jeder Spielzug kommentiert werden sollte, versteht sich ebenso von selbst, wie der Lernansatz sich im Training vom leichten zum schweren hin entwickeln sollte, um die von Dir angesprochene „lösbare Aufgabenstellung“ herbeizuführen – allerdings liegt es im Pflichtspielbetrieb in der Macht der Trainer, die Schwere der Aufgabenstellung zu steuern. Hier werden Spieler mitunter durchaus vor für sie selbst unlösbare Aufgaben gestellt, während ein guter Trainer durch gutes Coaching dazu beiträgt und beitragen soll, dass aus unlösbaren Aufgaben für die Kids möglichst schnell lösbare Aufgaben werden. Durch übertriebene Zurückhaltung am Spielfeldrand ist das keinesfalls herbeizuführen, sondern vielmehr durch gezielte Anweisungen und Ratschläge, aber eben auch durch das Hinweisen auf Fehlverhalten im Spiel. Hierbei spielen sicherlich immer auch Wortwahl und Ton die Musik – und ich glaube, dass sich gutes von schlechtem Coaching nicht nur durch die fachliche Qualität der Anweisungen und Hilfestellungen, sondern auch und vielleicht sogar vor allem durch die Art und Weise des Coachings unterscheiden.

    Ich bin zu 100% bei Dir, wenn Du sagst, dass Fehler passieren dürfen, und ich stimme in selbem Ausmaß zu, dass sie sogar passieren müssen, um sich weiterzuentwickeln. Allerdings: Wenn sie passieren, hilft es wenig, die Kinder „einfach spielen“ zu lassen. Dann sollte ein guter Trainer diese Fehler auch offen und sachlich ansprechen, um den Jungs dabei zu helfen, diese Fehler künftig nicht mehr, zumindest aber seltener zu begehen und sich Stück für Stück verbessern zu können.

    Eine Einschränkung der Kreativität durch das Coaching findet hierdurch keineswegs statt. Auch dann nicht, wenn der Trainer einen Spieler nach einem Spielzug darauf hinweist, dass der von ihm gewählte Passweg verschlossen gewesen sei und stattdessen ein anderer, einfacherer Passweg zielführender gewesen wäre. Im Gegenteil: Durch das Aufzeigen einer weiteren Option wird die Kreativität sogar gesteigert, denn an Stelle der einen, vom Spieler gewählten, Option wird der Spieler mit der Zeit die Fähigkeit entwickeln, mehrere Optionen zu berücksichtigen und demnach auch kreativer handeln.

    Dass zudem der pädagogische Ansatz, vom leichten zum schweren zu kommen, hierdurch zur Anwendung kommt, unterstreicht eindrucksvoll, dass es absoluter Blödsinn ist, Kinder „einfach spielen“ zu lassen. Jedenfalls dann, wenn man eine spielerische Entwicklung herbeiführen möchte.

    Mir werden die Kinder in Deiner Definition des Coachings deutlich zu sehr in Watte gepackt. Sicherlich sollen sie Spaß am Fußball haben, aber der anarchistische Ansatz, dass man nur dann Spaß am Fußball haben kann, wenn man das machen kann, was man möchte, ist unzweifelhaft falsch. Vielmehr ist es so, dass Lernerfolge und Weiterentwicklungen, damit einhergehende, bessere Ergebnisse und eine klare Mannschaftsstruktur den allermeisten Kindern und Jugendlichen deutlich mehr Spaß bereiten, als das bloße Bolzplatzgekicke, dem sie auch außerhalb des Vereinstrainings nach Belieben nachkommen können.

    Wie gesagt, es sollte schon ausreichend Spielraum für den Einzelnen vorhanden sein, aber wir sollten auch nicht vergessen, dass es sich beim Fußball um einen Mannschaftssport handelt, wo die Interessen der Mannschaft denen des Einzelnen übergeordnet sind, womit wir bei Deinem Real-Beispiel wären.

    Ich weiß nicht, in welchem Job Du tätig bist, aber ich denke, dass es nunmal unumgänglich ist, und das unabhängig von Branche und Betrieb, dass irgendwer das Sagen und den Hut auf hat, um den unternehmerischen Erfolg zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang sind Geschäftsführer, Betriebs-, Abteilungs- und Schichtleiter, Vorarbeiter und sonstige Vorgesetzte logischerweise dazu verpflichtet, Abläufe zu verbessern, Fehlverhalten anzusprechen und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Dieses geschieht in wohl jedem Unternehmen mehrmals wöchentlich.

    Und auch hier kommt es nicht auf das Ob, sondern auf das Wie an. Natürlich wäre es demotivierend, wenn der Vorgesetzte nach dem Motto „Herr Müller, das machen sie aber völlig beschissen“ einfach nur draufhaut, allerdings kann es auch sehr motivierend sein, wenn er bspw. „Herr Müller, ich glaube, das können wir verbessern. Schauen Sie mal her, ich glaube, wir könnten das so besser machen“ sagt.

    Ein gewisses Maß an Kritikfähigkeit gehört sowohl im Job, als auch im Fußball zweifellos dazu – und ich sehe darin auch kein Problem. Auf den Spaß, die Freude an der Sache und die Motivation hat Kritik aber nur dann negative Auswirkungen, wenn sie destruktiv vorgetragen wird, denn destruktive Kritik (=destruktives Coaching!) ist das, was erwachsene Mitarbeiter, aber auch jugendliche Fußballspieler (und wohl generell jeden) demotiviert und immer auch ein Stück weit überfordert.

    Wie so oft im Leben ist es nicht immer einfach, den richtigen Weg, Wortlaut oder Ton zu finden und längst nicht alles, was bei diversen Trainerlehrgängen und -fortbildungen so gelehrt wird, kann auch immer Eins zu Eins auf jede Mannschaft umgesetzt werden. Bei allen pädagogischen Ansetzen ist es nunmal im Fußball wie auch im Job so, dass man hin und wieder auch mal einen Arschtritt verpassen muss, um das Gesamtgebilde, aber auch den Einzelnen (wieder) in die Spur zu bekommen.

    • Thomas Klaus

      Äußerst gut formuliert und auf den Punkt gebracht.

      Zur 10:0 Niederlage:

      Natürlich war nicht nur das Coaching ausschlaggebend, aber hat diese sicher unterstützt. Weiters glaube ich nicht, dass der Trainer im Training bei Fehlern anders reagiert und somit könnte man darauf schließen, dass sein Coaching schon ein wesentlicher Faktor ist – aber das ist nur eine Behauptung und ich möchte niemanden etwas unterstellen.

      Zum Coaching:

      Hierbei muss man beachten, dass ich über Kinderfußball schreibe, im Jugendbereich ist es wieder etwas anders. Dennoch sollte der Coach beratend und unterstützend zur Seite stehen und nicht durch seine Autorität und dem Preisgeben seines Fachwissens glänzen indem er alle Lösungen vorgibt. Gesagt ist nicht gehört, gehört ist noch nicht verstanden, verstanden ist noch nicht akzeptiert, akzeptiert ist noch nicht ausgeführt und ausgeführt ist noch nicht behalten. Wenn man dem Spieler ständig die Lösungen vorgibt, wird er nie selber „denken“ und andere Lösungsmöglichkeiten erarbeiten.

      Selbst ich war immer der Meinung, dass ich alles richtig mache und dann habe ich mich mal beobachten und filmen lassen. Danach wurde mir schon etwas anders, als ich meine Reaktionen von einem andren Standpunkt sah.

      Bei der Ausbildung, kann ich nur von der österreichischen sprechen und die legt schon sehr großen Wert auf das Coaching und den Umgang mit Kindern. Wie es in Deutschland ist, kann ich leider nicht sagen.

      Ich dachte mir nie, dass ich mit diesem Beitrag so ein enormes Echo erzeuge, aber so wie es aussieht gibt es hier großes Verbesserungspotential. Daher werde ich auch mehr darüber berichten und versuchen Lösungen aufzuzeigen. Mir geht es darum, dass man auf die bestehenden Missstände (und das sind viele) aufmerksam macht und den Mut findet dagegen vorzugehen. Die einen fühlen sich angegriffen und die andren in ihrem vorgehen bestätigt.

    • Holm

      Frank Nehling schreibt mit 2 Zungen.
      Zwischendurch schreibst du nicht nur totalen Blödsinn, aber ich kann deinem „Kinder-brauchen-Arschtritte“-Geschreibsel nicht viel abgewinnen. Auch hat die Idee des Ausgangstextes nix mit“Walldorfschule und Hundewelpen-Horror-Postings auf Facebook“ zu tun. Und Kinder nicht ständig anzubrüllen und ihnen permanent zu sagen, was sie alles falsch machen ist für dich „Kinder in Watte zu packen“? Geht´s noch?
      Auch sagt der Autor nicht mit einer Silbe, dass „spielen lassen“ und Bolzplatzgekicke das Gleiche wären. Von „Anarchie“ und dass jeder machen kann, was er will, hat auch keiner gesprochen. Entweder verstehst du es nicht, oder du willst ihn falsch verstehen, um das Rumgebrülle zu rechtfertigen.

      Du verteidigst grade die „Trainer“, die kleine Kinder anbrüllen. Oft direkt nach dem Fehler und während des laufenden Spiels. Das ist destruktiv und ein Fehler des Trainers. Guck dir mal die guten Profimannschaften an. Dort kriegen die Spieler sofort positives Feedback, wenn ihnen etwas misslungen ist.
      „Arschtritte“ sind mittelalterlich und kein Kind verdient einen Arschtritt.
      Ich habe noch kein Kind gesehen, dass absichtlich etwas falsch macht, und es verdient, mit irgendwelchen Vorwürfen angebrüllt zu werden. Ich habe auch noch kein Kind gesehen, dass dadurch besser geworden ist.
      Wenn ein Kind wiederholt denselben Fehler macht, kann ich raus holen und es ihm sachlich mitteilen. Aber wenn man als Trainer seine negativen Emotionen nicht unter Kontrolle halten kann, sollte man Erwachsene trainieren.
      Die können sich wenigstens wehren.

      • Frank Nehling

        Danke für Deinen Beitrag zur Diskussion, Holm… 😉

        Gleich zu Beginn meines Statements sei Dir gesagt, dass ich hier niemanden „verteidige“. Auch und vor allem keine Trainer, die kleine Kinder anbrüllen.

        Allerdings ist hier für mich genauso festzuhalten, wie für den Autor des Ausgangsbeitrags, dass es ganz offensichtlich an der mangelnden Abgrenzung zwischen Kinder- und Juniorenfußball mangelt, doch gerade, weil bereits hier ein elementarer Unterschied vorhanden ist, verstehe ich den Vergleich mit dem bezahlten Fußball nicht, denn zwischen allen Kategorien des Fußballs liegen nun einmal Welten. Auch, wenn ich Dir inhaltlich zustimmen mag, dass gerade nach negativen Aktionen ein positives Feedback sicherlich zielführender ist, als dass man auf dem Fehler herumhackt.

        Dieses positive Feedback sollte jedoch aus meiner Sicht, auch im Kinderfußball, möglichst häufig auch mit einer konstruktiven Hilfestellung einhergehen und nicht ausschließlich aufmunternde Wirkung haben. Es kann und darf auch Kindern durchaus gleichzeitig Mut gemacht und dennoch konstruktive Kritik und Hilfestellung geübt und gegeben werden.

        Wie ich schon sagte, so weit sind wir wahrscheinlich gar nicht voneinander entfernt, wenn man berücksichtigt, dass ich den Beitrag von Thomas Klaus auf den gesamten Junioren-Bereich und nicht explizit auf den Kinderfußball bezog, allerdings ist wohl kaum von der Hand zu weisen, dass dieses aus dem Ausgangsposting auch nicht oder nur sehr schwer ersichtlich war, dass er sich lediglich auf letzteren bezog, weshalb der Autor in seiner Resonanz auf meinen Einwand ja auch diesen Punkt gesondert hervorhob.

        Er schreibt vollkommen richtig, dass sich das Coaching im Kinder- und Juniorenfußball sich in der Regel deutlich voneinander unterscheiden – und auch, wenn es nicht in Deine Weltanschauung passt, gehören Kritik, Vorgaben, Anweisungen, Strukturen und nicht zuletzt auch Druck nun einmal zum Fußball dazu. Ich glaube, es ist nicht zu leugnen, dass der Fußball auch ein Stück weit Spiegel der Gesellschaft ist – und all diese Dinge findest Du in unserer, sehr stark auf Leistung abzielenden, Gesellschaft ebenfalls wieder, so dass sich der Fußball diesen Kriterien schlichtweg auch nicht entziehen kann.

        Ich mag noch einsehen, dass Kinderfußball mit besonderen Augen betrachtet werden sollte und vielleicht auch betrachtet werden muss, allerdings sollten wir die Augen auch nicht davor verschließen, dass es bereits hier mitunter strikt nach Leistung geht und das Prinzip greift, dass der Faktor Leistung umso ausgeprägter zum Tragen kommt, desto größer der Verein der Kinder ist.

        Das muss nicht jedem gefallen, wie auch meine Sicht der Dinge niemandem gefallen muss, allerdings sehe ich es schon so, dass das bloße „Spielen lassen“ in puncto Ausbildung wenig zielführend ist, das Propagieren dessen durchaus ein wenig was von der Bolzplatz-Romantik mit sich führt und der sentimentale Unteron in der Kritik am (sicherlich auch nicht meinen Geschmack treffenden) Coaching eines hier unbenannten Trainers gleichzeitig, sicherlich überspitzt dargestellt, auch ein bisschen an die angesprochene Walldorf-Schule und/oder Hundewelpen-Horror-Postings erinnert.

        Oder würdest Du mir hier widersprechen, wenn ich behaupte, dass „Lasst die Kinder Kinder sein“, „Den Kindern wird ohnehin oft genug vorgeschrieben was sie wie, wo und
        wann machen dürfen.“ oder „Man nimmt somit den Kindern bereits in frühen Jahren jegliche Kreativität, …“ nicht zumindest ein wenig an „Sie sind in Zwingern mit wenig Menschenkontakt“ oder „Wir haben Angst, dass die scheuen
        Welpen zu alt werden um noch Vertrauen zu Menschen zu bekommen“.

        Damit wir uns auch hier nicht falsch verstehen, ich bin keineswegs für Tötungsstationen von Tieren, wie auch nicht für ein autoritäres, destruktives Coaching bin, allerdings finde ich, dass der Duktus des Ausgangsposting einfach viel zu sehr auf der Mitleidsschine fährt und zu viel Gutmenschentum und political correctness beinhaltet, wobei ich auch überhaupt nichts gegen gute und/oder sich politisch korrekt verhaltene Menschen habe. Im Gegenteil. Sehr wohl aber habe ich etwas gegen die Art von Übertreibung, die dazu führte, dass diese eigentlich grundpositiven Eigenschaften von Menschen einen ironischen Unterton erhielten.

        Sicherlich ist es schön, wenn Menschen sich dafür einsetzen, dass Misstände gemindert oder gar ganz beseitigt werden und ich bin ideologisch dabei, wenn Thomas Klaus durch sein Engagement darauf aufmerksam machen möchte, dass längst nicht überall gut gecoacht wird und gleichzeitig Verbesserungsvorschläge unterbreitet – aber ich bin nicht mehr dabei, wenn hieraus eine guter Trainer, schlechter Trainer Nummer wird.

        Wir sollten berücksichtigen, dass es sich bei dem von Thomas Klaus beschriebenen Beispiel mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um kein Nachwuchsleistungszentrum und keine Nachwuchsakademie handelte, wie wir uns auch darüber im Klaren sein sollten, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen nicht ausgebildeten Trainer, womöglich sogar einen Spielervater handelte.

        Wie Thomas Klaus schon richtig schrieb, führt Ausbildung und Erfahrung auch meist zu einer Qualitätssteigerung – doch diese Ausbildung fängt nicht im Fußball, sondern in der Gesellschaft an. In den Kindergärten und Schulen, in den Elternhäusern und im Freundeskreis. Meist ist es doch so, dass diejenigen Menschen, die sich in ihrem sozialen Umfeld zivilisiert benehmen (können) und Werte kennengelernt haben, die sie auch zu vertreten wissen, auch einen sehr guten Umgang beim Coaching einer Jugendmannschaft an den Tag legen.

        Sicherlich, es ist auch Aufgabe der Vereine, genau diese Menschen für diese verantwortungsvolle Aufgabe zu finden, allerdings darf nicht vergessen werden, dass dieses -insbesondere für kleine Vereine- auch nicht immer einfach ist. Familiäre Verpflichtungen, Schichtdienste, lange Arbeitszeiten, immer restriktivere Vorgaben der Verbände… Es ist nicht mehr so einfach, gut geeignete Trainer für Jugendmannschaften zu finden – und oft sind gerade die kleineren Vereine schon froh, überhaupt jemanden zu finden, der das Training der Kids übernimmt.

        In diesem Zusammenhang halte ich es für zielführender für den gesamten Fußball, aber auch für die Kids, einen Trainer zu haben, der vielleicht fachlich nicht sonderlich gut ist und ein nicht (immer) vorbildliches Coaching an den Tag legt, als gar keinen Trainer zu haben, denn das wäre angesichts der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen weitaus eher die Konsequenz aus Beiträgen wie dem Ausgangsposting, als dass sich eine Vielzahl so arbeitender Trainer von Kindermannschaften jetzt hinsetzt, um über sein Coaching zu sinnieren und es zu verbessern.

        Es fehlt vielen Menschen einfach die Zeit, sich zu engagieren und denen, die sich engagieren, fehlt nicht selten Zeit und Geld, um sich zu qualifizieren, denn auch das darf nicht außer Acht gelassen werden: Längst nicht jeder Verein zahlt die Qualifizierung der Trainer – und die Verbände lassen sich ihr Lizenzierungsmonopol alles andere als schlecht entlohnen, während den allermeisten Vereinen das Geld fehlt, um die wichtige Arbeit mit Kindern und Jugendlichen angemessen zu entlohnen.

        Von daher: Glaubt hier irgendjemand ernsthaft, dass man durch Beiträge wie dem Ausgangsposting irgendetwas bewegen kann? Ernsthaft, ich finde den Grundgedanken des Engagements gut, aber ich für meinen Teil habe da so meine Zweifel an der Effektivität solcher Maßnahmen.

        Das heißt allerdings ausdrücklich nicht, dass ich irgendwen verteidige. Ich möchte damit nur sagen, dass es an der Zeit wäre, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wieder ein Stück weit den sozialen Notwendigkeiten anzupassen, um die Zahl derer zu erhöhen, die sich in der Kinder- und Jugendbetreuung engagieren, schließlich gilt auch hier, dass aus Quantität immer auch Qualität entspringt.

  • Dennis B

    Absolut treffender Artikel und die Kommentare, bzw. einige davon, zeigen uns, wie akut der Bedarf an eben solchen Informationen ist!

    Es gibt nicht nur eine vielzahl an destruktiv coachenden Trainern, sondern eine Überzahl! Viele sind einfach nicht in der Lage den Fußball auf das Kind „herunterzubrechen“ sondern versuchen dem Kind das Spiel der Größen beizubringen!
    Im Grunde genommen beginnen wir im Fußball mit einem 7vs7, dass für ein Kind im Alter von 6 Jahren absolut ungeeignet ist. Vergleichbar damit, dass du einem 1.Klässler versuchst Bruchrechnen beizubringen, bevor er + und – hatte! Beginnen, und so ist es bei uns mittlerweile Gang und Gebe, sollten die Kinder mit einem 3 vs 3 auf 4 Tore, wie es von Horst Wein erfunden wurde. Durch die geringere Anzahl an Spielern und das deutlich kleinere Feld, ist der kleine Fußballer in der Lage, auch mit seinem für Kinder typischen „Tunnelblick“, ein Fußballspiel in Gänze zu erfassen und darauf zu reagieren.

    Nun aber zu dem Hauptthema des Artikels: Das Coaching.

    Jeder von uns kennt den Typ Trainer, der am Rand stehen und wild umherwedelnd versucht seinen kleinen Spielern die richtige Lösung mit auf den Weg zu geben. Meines erachtens eine völlig überholte Art und Weise ein Team zu leiten, da damit häufig die Gier nach Erfolg verbunden ist. Diese Gier entwickelt sich aber häufig eher bei Trainern als bei Spielern!

    Beim FUNino geht es gar nicht hauptsächlich darum die Jungs einfach „spielen zu lassen“, sondern vielmehr darum die Kinder bewusst in Situationen zu bringen die sie vor Probleme stellen. Natürlich greife ich als Trainer auch ins Geschehen ein, aber nur wenn ich merke, dass das Kind nicht in der Lage ist, dass Problem selbsständig zu lösen. Selbst in solchen Situationen habe ich als Trainer die Möglichkeit das Kind selbst auf die Lösung kommen zu lassen.

    Folgendes Szenario: Der Spieler hat den Ball im Spielaufbau und hat 2 Anspielstationen von denen eine zugestellt ist.
    Er entscheidet sich, den zugestellteh Spieler anzuspielen, verliert dadruch den Ball und dieser landet im eigenen Tor.

    Reaktion des destruktiv coachenden Trainers: Er nimmt den Spieler vom Feld oder ruft ihm von de rSeitenlinie zu, das er den Ball auf die andere Seite spielen soll, da dort alles frei war bzw ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass der junge Spieler in der Lage ist, die Anweisung im Kopf zu verarbeiten und kurz darauf umzusetzen ist ziemlich gering. Das Kind, und das garantiere ich zu 100%, wird ebenfals gemerkt haben, dass es einen Fehler gemacht hat, der zum Gegentor geführt hat. Und genau dort beginnt der Prozess des Konstruktiven Trainers:

    Ich lasse die Situation ungeklärt und vertraue darauf, dass der Junge bei der nächsten Situation die gleiche Ausgangsposition hat ( was im übrigen beim 3vs3 wesentlich wahrscheinlicher ist als beim 7vs7) und die selben Entscheidungsmöglichkeiten hat. Falls er selbstständig aus der Situaton gelernt hat, wird er diesmal den zugestellten Passweg meiden und den freien Spieler anspielen. Falls dies nicht der Fall ist, habe ich folgende Möglichkeiten: Entweder ich lasse ihn den Fehler wiederholt machen, bis er ihn selber erkennt, ( Kinder sind nicht dumm und kriegen es, nach meiner Erfahrung, ziemlich oft hin eine solche Situation selbst zu lösen ) oder ich nehme ihn aus dem Spiel und fange an, ihm die Möglichkeit zu geben, auf die Lösung zu kommen, in dem ich ihm Fragen stelle:

    – Erinnerst du dich an die Situation eben gerade, als du den Pass gespielt hast und wir ein Gegentor bekommen haben?
    – Ist es schlau einen Spieler anzuspielen der verdeckt ist? Warum ja/nein?
    – Welche anderen Möglichkeiten hättest du in der Situation gehabt?

    Ich versuche also meine Information, die ich meinem Spieler überbringen möchte, nicht direkt ins Gesicht zu sagen, sondern es so in Fragen zu verpacken, dass er die Möglichkeit hat seine Intelligenz zu benutzen und mir einen Lösungsvorschlag zu geben. Falls er nun die Idee hat, anzudribbeln und aus der Situation zu kommen, lasse ich es ihn ausprobieren, damit er selber Erfahrungen sammeln kann. Verliert er den Ball beginnt das Fragespiel von vorne, hat er mit dem Dribbling erfolg, hat er selber eine Lösung gefunden, bei der ich ihm passiv geholfen habe, ihm aber nicht die Entscheidung abnehme.

    Durch ein solches Coaching sind wir in der Lage unseren Spielern ein eigenes Spielverständniss und eine damit verbundene Spielintelligenz zu vermitteln, die er durch reines Vorsagen meinerseits niemals erlangen kann, weil er nicht gelernt hat, Probleme selber zu lösen, sondern die Lösung von mir geliefert zu bekommen.

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