Im Zuge meiner Ausbildung zur ÖFB-Juniorenlizenz musste ich als Hausaufgabe, zwischen den beiden Kursteilen, ein Ausbildungskonzept für Kinder und Jugendliche (U7 – U14) ausarbeiten. Anfangs dachte ich mir, dass dies nicht so schwierig sein wird, da man als Trainer schon einiges erlebt und zusammengetragen hat. Doch dem war leider nicht so, es erwies sich wesentlich schwieriger als gedacht, vor allem deswegen, weil das WWW ebenfalls eine Fülle an Informationen bat, die es zu strukturieren galt.
Als erstes begab ich mich auf die Suche in meiner Wohnung, genauer gesagt in meinem „Fußballbüro“ und trug alle Unterlagen und Bücher zusammen, die ich über die Jahre gehortet habe. Danach startete ich die Suche im Internet und lud zahlreiche Dokumente, Vorträge und Studien herunter. Nun galt es das Gesammelte zu strukturieren und zu lesen, was zeitlich ein großes Problem war, da ich neben meiner Tätigkeit als Akademie Tirol Assistenztrainer natürlich auch noch einen 40-Stunden Job habe. Das bedeutete also wenig Freizeit und extrem viel Fußball für die kommenden Wochen.
Nachdem ich die Unterlagen studiert und strukturiert hatte überlegte ich mir welchen Weg ich bei der Ausbildung gehen möchte. Bekanntlich führen ja viele Wege nach Rom und genau so ist es im Fußball. Es gibt zahlreiche Ausbildungsmodelle (Coerver Coaching, Peter Schreiner Modell, etc.) an die man sich orientieren kann. Doch diese waren für mich nicht von Relevanz, da ich einen anderen Weg gehen wollte, so entschied ich mich für das Entwicklungsmodell in 5-Stufen von Horst Wein. Diese Philosophie führt zurück zu den Wurzeln des Fußballs, dem Straßenfußball.
Nachdem ich mich für ein Modell entschieden hatte, ging es darum dieses für meine Ausbildungsziele anzupassen und um meine Erfahrungen an die Anforderungen im Spitzennachwuchsfußball darin einfließen zu lassen. Als erstes erarbeitete ich das Inhaltsverzeichnis um dann auf dieses Aufbauend meine Texte und Übungen zu verfassen. Anfangs kalkulierte ich mit rund 20 A4 Seiten, aber ich merkte bald, dass diese nicht ausreichen würden. Ich war in einem richtigen Flow und schrieb Satz um Satz und erarbeitete Beispieleinheiten für die jeweiligen Altersstufen. Am Ende standen 50 Seiten zu Buche und ich war richtig Stolz auf meine Arbeit. Endlich hatte ich all meine Ideen in schriftlicher Form vorliegen.
Jetzt ging es nur noch darum, dass mein Konzept bei der Präsentation vor den Kursleitern (Janeschitz, Uhlig und Hartweger) besteht. Während der 2. Kurswoche der ÖFB-Juniorenlizenz musste jeder Teilnehmer in Einzelgesprächen sein Konzept vortragen und beschreiben. Anfangs war ich relativ nervös, aber während des Gespräches mit Mag. Thomas Janeschitz (Assistenztrainer des Österreichsichen Nationalteams) verflog diese Nervosität in nu. Herr Janeschitz verfolgte meine Ausführungen und hatte nur wenige Zwischenfragen und 2 Kleinigkeiten an dem Konzept auszusetzen. Am Ende bekam ich für meine Arbeit ein „sehr gut“ und er fand auch, dass dieser Ausbildungsweg durchaus auch in Amateurvereinen umsetzbar ist.
Fazit
Ich kann jedem Trainer bzw. Nachwuchsleiter nur empfehlen selbst ein Konzept für seinen Verein auszuarbeiten. Es gibt nichts wichtigeres als eine niedergeschriebene Ausbildungsphilosophie an die sich die Trainer des Clubs orientieren können. Natürlich ist es mit enormen Arbeitsaufwand verbunden, vor allem wenn das Konzept dann auch am Platz umgesetzt werden soll, aber es ist die Basis eines erfolgreichen Ausbildungsweges.
Von Thomas Klaus 2015-05-22 in FUNiño - The beautiful game