Primark-Kunden als Sklaventreiber

Wie dumm dürfen eigentlich junge Menschen sein? Oder anders gefragt: Was muss noch alles passieren, damit hunderttausende PRIMARK-Käufer_innen diesen Textil-Lumpenkonzern und seine gierigen Aktionäre nicht weiter mit ihrem sauer verdienten Geld mästen? Und: weshalb schwingen sich die Kund_innen mit jedem Einkauf zu veritablen Sklaventreibern auf?

primark III

Ein ungeheuerer Vorfall aus Wales bringt den bereits übel beleumundeten irischen Gierkonzern wieder in die Schlagzeilen. Da tauchen plötzlich zwei ‚Waschanleitungen‘ – im Kleidungsstück eingenähte Informationshinweise – auf. „Forced to work exhausting hours“. Der offensichtliche Hilferuf einer ausgebeuteten Näherin wurde von der South Wales Evening Post erstmals veröffentlicht: Ich bin gezwungen, Überstunden zu machen. Der wunderbare österreichische Blog „Ein Jahr ohne Kleiderkauf und danach“ berichtete bereits darüber. Kurze Zeit später dann ein weiterer, eingenähter Hilferuf: „Degrading Sweatshop Conditions“ – ‚Entwürdigende Bedingungen im Ausbeutungsbetrieb‘.

Man sollte meinen, der Aufschrei in den Sozialen Medien würde die Leute abhalten, solche Produkte zu kaufen. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein, wie unser Lokalaugenschein in der PRIMARK-Filiale im Innsbrucker Sillpark beweist. Es scheint, als ob die menschlich zurückgebliebene, leseschwache Jeunesse doreé ihr Verhalten aufgrund solcher Kinkerlitzchen schon gar nicht ändert. Mein Verdacht: PRIMARK ist für diese Sorte von Menschen offenbar ein Höhepunkt ihres sinnentleerten Lebens. Mehr noch: Innsbruck entwickelt sich immer mehr zu einem tourismusartigen PRIMARK Zentrum. Nicht nur Busse aus Deutschland karren solcherart unbedarfte Jugendliche in den Sillpark. Auch aus Südtirol werden Kaufsüchtige herangeschafft. Tendenz steigend.

In Bangla Desh, Kambodscha, Vietnam und künftig auch in Myanmar (Burma) müssen Menschen Sklavenarbeit verrichten um die egozentrischen Selbstdarstellungsvorstellungen pickeliger Jugendlicher im Westen zu ermöglichen. Diese Fakten sind hinlänglich bekannt, ich habe sie bereits vor einigen Wochen hier beschrieben. Denn mit ihrem Taschengeld wollen die Jugendlichen womöglich täglich oder zumindest wöchentlich neue Fetzen und Lumpen billigst kaufen. In ihrer grenzenlosen Dummheit wissen sie‘s, kaufen aber dennoch: Denn teilweise gehen die modischen Fetzen schon nach dem ersten Tragen aus den Nähten.

Ich höre jetzt schon wieder: aber die Jungen haben ja kein Geld um sich qualitativ bessere Wäsche, die auch unter vertretbaren Konditionen hergestellt worden ist, kaufen zu können. Das ist – behaupte ich – eine ganz fiese und miese Ausrede:

1. haben Primark-Produkte nur eine sehr begrenzte Lebenszeit. Sie müssen also schon in absehbarer Zeit wieder durch neue Fetzen ersetzt werden und sind deshalb ganz sicher teurer wie Qualitätstextilien.
2. Weshalb brauchen Menschen 50 – 100 T-Shirts, dutzende Varianten von Blusen, Hosen und anderem Tand und Plunder? Weniger geht gar nicht?

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Gänzlich Unbedarfte werfen dann ein, dass es in Europa überhaupt keine Textilerzeugung mehr gebe. Und liegen damit völlig falsch. Ich empfehle nur, ‚Textiproduktion in Europa‘ zu googeln. Die deutsche ‚Trigema‘ ist ein Musterbeispiel für eine Produktion ausschließlich in Deutschland! Wie es überhaupt Mode ist, Produktionsstandorte automatisch in Asien zu vermuten. Auch im Möbelbereich ist das so, obwohl es hochwertige Europäische Produkte zu konkurrenzfähigen Preisen gibt.

Eine Bekannte hat mir einmal in einer schwachen Stunde gestanden, Sachen in ihrem Schrank hängen zu haben, die sie noch nie getragen hat. Aber beim Einkauf im PRIMARK waren sie so geil und billig, dass man zum Kauf angeblich nahezu gezwungen sei.

Ich bleibe jedenfalls ratlos zurück. Obwohl der PRIMARK-Skandal in allen Sozialen Medien hinauf- und hinuntergeorgelt wird ist die Filiale Innsbruck brechend voll. Die Leute schleppen den Plunder gleich waschkorbweise aus dem Geschäft.

Kann mir jemand sagen, weshalb viele Menschen Sklavenarbeit offenbar als gottgegeben betrachten und weiterhin einkaufen, als gäb‘ es kein Morgen? Interessanter noch wäre eine Antwort darauf, wie die Ignoranz durchbrochen werden könnte. Oder braucht‘s tatsächlich eine Katastrophe, damit die Menschheit klüger wird? Vielleicht stimmt doch der Ausspruch von Theodor Fontane: „Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf.“

Ja, der Vollständigkeit halber die Stellungnahme von PRIMARK, zitiert in der South Wales Evening Post: „The high street chain assured that it has a code of conduct in place, to ensure products are made in good working conditions and all employees are treated fairly.“ Knapp übersetzt: Es gebe Vorschriften die sicherstellten, dass die Produkte unter guten Arbeitsbedingungen hergestellt und Arbeiter_innen fair behandelt würden. Aber waren die Arbeitsbedingungen im Rana Plaza nicht auch gut? Bis zur unfassbaren Katastrophe halt.

Auf die Ehrlichkeit von Primark können wir uns alle einen Reim machen.

Primark-Kunden als Sklaventreiber
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Von in 4Betterdays