Mein Höhepunkt beim 24 Stunden Wandern im Berchtesgadener Land

Solche Sportarten lassen Adrenalin ins Hirn schießen

Die Sonne brennt vom Himmel und am liebsten will man sich im Schatten verstecken. Der Sommer steht vor der Tür: Lieblingsbeschäftigungen während dieser Trockenzeit: Eis essen, schwimmen und im Gras am See liegen. Aber nicht alle denken so, einigen fehlt die sportliche Komponente. Ein neuer Trend, vor allem für begeisterte Bergfexe, will dem auf die Sprünge helfen: 24 Stunden Wandern. Non-Stop bergauf und bergab, bis die Sonne wieder am Himmel steht. Klingt für mich nach einer neuen Extremsportart, die sich einreiht in eine Entwicklung, wie sie typisch ist für unsere Zeit.

Es lebe der Sport – er ist gesund und macht uns hart

Die Zeit der Superlative, normal ist nicht Maximum genug. Warum auf einen Berg gehen, wenn man laufen kann? Warum nur klettern, wenn man auch ohne Sicherung und Seil Wände erklimmen kann? Dass solche Sportarten zwar Adrenalin ins Hirn schießen lassen, beim Zuschauer wie auch beim Sportler, dürfte bekannt sein. Auf der anderen Seite sind damit oft körperliche Einbußen verbunden. Entweder durch Verletzungen oder Langzeitschäden. Durchtrainierte Athleten und Athletinnen bereiten sich monate-, wenn nicht gar jahrelang auf ein Rennen vor, nichts im Blickfeld außer den heiß begehrten Stockerlplatz. Wettbewerb par excellence, die Leistungsgesellschaft lässt grüßen.

Das Berchtesgadener Land Wander-Festival findet vom 3. bis 5. Juli 2015 nun schon zum fünften Mal statt. Dabei gibt es neben der normalen 24h Wanderung auch eine extra Wanderung unter dem Namen „24h Watzmann extrem“. Für diejenigen, denen normales Non-Stop-Wandern zu langweilig oder zu wenig herausfordernd ist.

Beim Sellraintaler 24-Stunden-Marsch geht es 50 Kilometer durch die Berge, mit 3500 Höhenmetern, die es insgesamt zu bewältigen gilt. Bei anderen Veranstaltungen dieser Art pendeln sich die Kilometer zwischen 60 bis 70 ein, in Höhenmetern ist das Sellraintal aber Erstplatzierter.

Fast schon erschreckt hat mich die Tatsache, dass es beim weltbekannten Ironman Austria, der unter anderem in und um Klagenfurt stattfindet, inzwischen schon eine eigene Kategorie für Kinder gibt – Ironkids. Ab sechs Jahren. Was wird da vermittelt? In einem Alter in dem die meisten Kinder am Spielplatz rutschen und schaukeln, verbringen diese Kinder ihre Zeit damit, mit anderen zu konkurrieren und trainieren. Als gemäßigten Sportler beschäftigt mich also die Frage:

Wer sind diese Menschen?

Ich schaue mir also auf YouTube ein Video vom letztjährigen Sellraintaler 24-Stunden-Marsch an.

Durchtrainierte Athleten, denen das Maximum zu wenig ist? Nein, es schaut viel eher nach einer bunt zusammengewürfelten Gruppe aus, die eine kleine Wanderung unternimmt. Altersklassen gibt es nicht, werden bewusst vermieden und spielen auch keine Rolle. Die 60-jährige Dame neben den Mittzwanzigern, gemütlich quatschend und ganz weit weg von Leistungsdruck und Wettbewerb.

Egal ob Sellraintal oder das Wander-Festival in Berchtesgaden, solch einen Höhepunkt möchte ich auch gerne einmal erleben. Allerdings müsste ich davor wahrscheinlich doch das ein oder andere Mal ins Happy Fitness gehen. Schaden würds auf jeden Fall nicht. Denn Wettbewerb hin oder her, die 60-jährige Dame aus Sellrain würde mich sonst hinter sich herschleifen.

Mein Höhepunkt beim 24 Stunden Wandern im Berchtesgadener Land
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Von in Gschichten.com